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Der kleine Geist, der gesehen werden will

Es war einmal ein kleiner Geist namens Gustav, der in einem prächtigen, doch etwas einsamen Schloss hoch oben auf einem Hügel wohnte. Gustav war schon seit langer, langer Zeit in diesem Schloss. Und obwohl das Schloss voller verborgener Schätze und geheimnisvoller Ecken war, fühlte Gustav sich schrecklich einsam, weil er nie jemanden hatte, mit dem er reden oder spielen konnte. Niemand konnte ihn sehen, und das machte ihm das Herz schwer.

Eines Tages beschloss Gustav, das Schloss zu verlassen und die Stadt zu besuchen, in der Hoffnung, endlich jemanden zu treffen und vielleicht gesehen zu werden. Es war ein sonniger Tag, die Stadt war voller Menschen, die lernten, arbeiteten und spielten. Gustav war aufgeregt und erfüllt von Hoffnung. Aber sein Herz sank, als er merkte, dass trotz seiner besten Versuche, Hallo zu sagen, zu winken oder sogar vor den Menschen zu tanzen, niemand ihn bemerkte. Er war für sie unsichtbar.

Er kehrte traurig zum Schloss zurück und verbrachte viele Nächte damit, nachzudenken und einen Plan zu schmieden wie er sichtbar werden konnte. Er wusste, dass er etwas tun musste, um gesehen zu werden, und so entschied er sich dafür, das zu tun, was Geister am besten können – Dinge bewegen.

Gustav ging zurück in die Stadt, dieses Mal mit einem neuen Plan. Er ging in einen Park, wo Kinder spielten, und fing an, Spielzeug sanft durch die Luft schweben zu lassen, Murmeln von alleine rollen zu lassen und Seifenblasen in seltsamen, unnatürlichen Mustern blendend im Sonnenlicht schweben zu lassen. Gustav’s Herz klopfte vor Aufregung.

Zuerst reagierten die Menschen natürlich mit Angst und Verwirrung. Der Park war voller aufgeregter Schreie und viel Gelaufe, aber Gustav ließ sich nicht entmutigen. Er setzte seine spielerischen Streiche fort, lachte leise für sich selbst und hoffte, dass die Menschen schließlich merken würden, dass nichts Böses daran war.

Mit der Zeit bemerkten die Kinder, dass die schwebenden Spielzeuge und eigenartigen Bewegungen nicht bedrohlich waren, sondern ziemlich lustig. Sie begannen zu lachen und zu kreischten vor Freude. Nach einiger Zeit versuchten sie mit dem Geist zu interagieren, der offensichtlich ihr Spiel manipulierte.

Und so geschah es, dass Gustav, der kleine Geist, der gesehen werden wollte, endlich das bekam, was er sich so sehr gewünscht hatte. Er war nicht länger einsam, er hatte jetzt Freunde, mit denen er spielen konnte, auch wenn sie ihn nicht wirklich sehen konnten.

Von diesem Tag an spielte Gustav jeden Tag mit den Kindern im Park. Er freute sich auf ihre Gesellschaft, ihren Lachen, ihre Freude. Und obwohl sie Gustav noch immer nicht sehen konnten, spürten sie seine Anwesenheit, seine Freundlichkeit, seine Liebe zum Spiel. Sie nannten diesen unsichtbaren Freund „der lachende Wind“.

So endete die Geschichte von Gustav, dem kleinen Geist, der gesehen werden wollte. Eine Geschichte über Freundschaft, Akzeptanz und die unglaubliche Kraft der Fantasie. Denn auch wenn wir nicht immer mit unseren Augen sehen können, ist es das Herz, das wirklich zählt.

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